Kreativwirtschaft erstmals auf dem Nationaler IT-Gipfel vertreten

Heute und morgen findet der 9. nationale IT-Gipfel der Bundesregierung in Berlin statt. Mit der Plattform Kultur und Medien ist erstmals die Kultur- und Kreativwirtschaft eigenständig vertreten.

Da wundert es nicht, wenn schnell die unterschiedlichen Auffassungen zwischen der IT-Wirtschaft und der Kultur- und Kreativwirtschaft deutlich werden. Dieter Gorny, Beauftragter des Bundeswirtschaftsministers, beschreibt die Lage in seinem Impuls-Statement so: „Da krachen Kultur und Technik aufeinander“. Er wirbt offensiv dafür, dass beide Lager aufeinander zugehen. Ohne Inhalte fehle der Technik die Relevanz. Auf der anderen Seite sind Urheber heute auf IT und Digitalisierung angewiesen, um Inhalte zu erstellen und zu distribuieren. Mehr Phantasie sei von allen Beteiligten gefordert, um gemeinschaftliche Lösungen zu entwickeln.

In der folgenden Diskussion zwischen Dr. Günter Winands, Jürgen Doetz und Dr. Joachim Bühler ging es unter anderem um die Wertschöpfungskette. Hier offenbarte sich Dr. Bühler, Mitglied der Geschäftsleitung der bitkom als ein vehementer Gegner der Netzneutralität. Er begrüßte die jüngste Entscheidung, dass sogenannte (gleichwohl nicht definierte) „Spezialdienste“ bevorzugt behandelt werden. Das meint im Klartext: Kostet extra. Jürgen Doetz wies darauf hin, dass hiervon in besonderem Maße die Kreativwirtschaft betroffen sei, die ja als Urheber auf leistungsfähige Netzstrukturen angewiesen sei. Dem entgegnete Herr Bühler: Der Kreativwirtschaft stehe mit neuen Spezialdiensten eine zusätzliche Wertschöpfung zur Verfügung.

In diesem Punkt irrt Herr Bühler gewaltig oder vielleicht verbietet es ihm auch nur die Verbandsräson, die Wirklichkeit zu akzeptieren. Richtig ist, dass in der Kreativwirtschaft der Anteil an der Wertschöpfung in den vergangenen Jahren deutlich und kontinuierlich zurückgegangen ist und weiter zurückgeht. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass „zusätzliche Wertschöpfung aus Spezialdiensten“ diesen Rückgang nennenswert kompensieren könnte.

Unterm Strich bedeutet das: Wir brauchen auch in Zukunft uneingeschränkte Netzneutralität, damit nicht nur Netzbetreiber von der weiteren Digitalisierung profitieren.

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